Umgebung immer im Blick?
„Möchten Sie eigentlich den Kindern etwas über Werte vermitteln?“
Die Frage traf uns irgendwie unvorbereitet. Ich hatte keine Ahnung, was er wollte. Natürlich ist es unser Bestreben, Kindern „Werte“ zu vermitteln, also bejahten wir die Frage.
„Na wenn das so ist, dann hätten Sie meiner Frau und mir ja wohl etwas Platz auf der Bank anbieten können! Jetzt mussten wir uns in den Schnee setzen, um unsere Schlittschuhe auszuziehen!“.
Warum fragen wir nicht nach dem, was wir brauchen?
- „Der Kollege hätte doch merken können, dass es mir nicht gut geht. Er hätte mir doch anbieten müssen, mir den Dienst abzunehmen“.
- „Ich hatte in der Besprechung keine Gelegenheit, meine Meinung zu sagen. Warum hat der Moderator nicht dafür gesorgt, dass jeder drankommt?
- „Jetzt wurde ich bei der Besetzung der Oberarztstelle wieder nicht berücksichtigt. Ich hab mich zwar nicht beworben, aber die hätten mich ja auch fragen können, ob ich die Stelle will“.
Was passiert, wenn wir nicht um das bitten, was wir wollen?
Wenn wir aber Pech haben und unser Gegenüber unsere Anspielungen nicht versteht, dann schafft es bei uns Frust und Unzufriedenheit.
Wir hören auf unsere Selbstgespräche
Wir äußern die Bitte nur vage
Wir bitten um Dinge, die nicht erfüllbar sind
- „Ich möchte, dass Sie solche Patientenbeschwerden nicht so persönlich nehmen“. Und wie soll ich das machen?
- „Ich möchte, dass Sie häufiger Rat bei Ihrem Oberarzt einholen“. Öfter? Stündlich? Wöchentlich? Jährlich?
- „Ich möchte, dass Sie mit den Anliegen der Kollegen künftig umsichtiger umgehen“. Aha.
Wir formulieren Bitten, obwohl wir Forderungen stellen
Das passiert vor allem Führungskräften. Wir formulieren unsere Forderungen als Bitten. Dann sind wir enttäuscht, wenn der Bitte nicht entsprochen wird.
Wir sagen, was wir nicht wollen
Statt zu sagen, was wir wollen, äußern wir, was wir nicht wollen. Wir überlassen es unserem Gegenüber zu erraten, was wir eigentlich wollen.
Wir wissen selber nicht genau, was wir eigentlich wollen
Wenn wir klare Bitten äußern, müssen wir uns vorher Klarheit darüber verschaffen, was wir wollen. Und dafür müssen wir dann auch Verantwortung übernehmen. Solange wir uns darüber nicht völlig im Klaren sind, werden unsere Bitten immer vage bleiben.
Die Zutaten einer klar formulierten Bitte
Bevor man eine klare Bitte formulieren kann, muss man sich selbst Klarheit darüber verschaffen, was man will. Das klingt banal, aber oft formulieren wir Bitten vage, weil wir diesen Klärungsprozess nicht vollzogen haben.
Dazu müssen wir für uns Klarheit darüber verschaffen, was wir eigentlich wollen und was wir brauchen. Je klarer wir das wissen, desto präziser wird unsere Bitte. Wir brauchen weniger Worte, um die Frage zu formulieren. Je weniger Worte wir brauchen und je klarer die Bitte ist, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass unser Gegenüber sie rasch erfassen kann und bereit ist, sie zu erfüllen.
Das kenne ich aus eigener Erfahrung: Wenn mich jemand um etwas bittet und das erst lange beschreiben muss und vage bleibt, bin ich mehr damit beschäftigt die Bitte zu verstehen und habe keine Gelegenheit zu reflektieren, ob ich der Bitte entsprechen möchte.
Einladung zum Ausprobieren
Wenn Sie etwas wollen, warten Sie nicht darauf, dass andere es merken.
Formulieren Sie die Bitte klar und deutlich.
Äußern Sie nur eine Bitte, wenn Sie auch ein Nein akzeptieren. Wenn Sie ein Nein nicht zulassen wollen, ist es eine Forderung und keine Bitte.